7. Deutsche Meisterschaften mit über 1.100 Teilnehmern

Tolle Stimmung im Saarland

MERZIG. Ein kluger Mensch hat es einmal auf den Punkt gebracht, wenn es um die Beurteilung eines Charakters geht: „Bei einer Niederlage zeigt sich die wahre Größe!“ Davon scheinen die Aktiven der Tanzgruppe „Sencias“ des TSV Wonsheim leider meilenweit entfernt zu sein. Bei der Siegerehrung der Schautänze anlässlich der 7. Deutschen Meisterschaft in der Seffersbachhalle in Merzig ließen sie sich das Mikrofon geben, verhöhnten die Jury und gaben die bei anderen RKK-Turnieren gewonnene Pokale zurück. Wer sich so unsportlich verhält, sollte dann auch besser den Turniersport aufgeben (pers. Anmerkung des Verfassers)!

Die anderen Teilnehmer ließen sich die großartige Stimmung nicht verderben, feierten lautstark gemeinsam ihre Erfolge und sorgten so für einen krönenden Abschluss zweier Turniertage, die an Spannung nichts zu wünschen übrig ließen. Doch der Reihe nach:

Schon am frühen Samstag-Morgen herrscht dichtes Gedränge in der Halle. Viele Kinder hatten Eltern und Großeltern mitgebracht, die ihnen an dem großen Tag der Deutschen Meisterschaft die Daumen drücken mussten.

Der ausrichtende TSC Gisingen besann sich auf seine traditionellen Wurzeln im Saarland uns ließ den Musikzug Hilbringen zur Eröffnung einmarschieren, der die „saarländische Nationalhymne: Glück auf, der Steiger kommt“ spielte. RKK-Präsident Peter Müller eröffnete, eingerahmt von der Merziger Viez-Königin Sabrina und der Brotdorfer Froschkönigin Angie, die Meisterschaften und als Elli Relinger zur Livemusik die Nationalhymne sang herrschte schon ein besonderes Gänshautfeeling im Saal.

Doch dann gehörte die Bühne ausschließlich den über 1.100 Tanzsportlern aus 55 Vereinen, die für die beiden Tage gemeldet hatten, um zum Abschluss der Turniersaison die Deutschen Meister zu küren. Waren die Treppchenplätze immer hart umkämpft, so ließ Kinder-Tanzmariechen Adina Leinen (TSC Gisingen) keine Zweifel zu: mit großem Vorsprung sicherte sie sich die erfolgreiche Titelverteidigung und hat auch 2012 alle Landesmeisterschaften und die Deutsche Meisterschaft gewonnen.

Zwar hätten die Zuschauer sicherlich gerne mehr der kreativen Schautänze gesehen, doch was dann kam, hatte durchaus große Klasse. Überzeugend war ganz besonders der kleine DJ, seine Disco-Miezen aus Siefersheim mächtig anspornte und so zum Meistertitel trieb.

Bei der Siegerehrung gab es dann auch nur strahlende Gesichter, denn die Kinder zeigten es ganz deutlich: Neid kennen sie noch nicht, man freut sich einfach mit, wenn jemand einen guten Platz oder gar einen Pokal ertanzt hat, auch wenn man es dieses Mal nicht selbst ist!

Bei den Juniorengarden dominierte in gleich zwei Disziplinen die KG Rot-Weiß Meindorf. Dann wurde die Disziplin der Tanzpaare aufgerufen. Es sollte die bislang spannendste Entscheidung werden: Zunächst legten Svenja Sündermann und Marc Fadel (KG Rot-Weiß Meindorf) mächtig los, erreichten 45,7 Punkte. Als zweites Tanzpaar gingen Alicia Weinz und Lucas Zimmermann (KG Eulenspiegel Aachen) „ins Rennen“ und erhielten auch 45,7 Punkte. Unter Hinzunahme der gestrichenen Wertungen lagen die Meindorfer mit 64,0 zu 63,9 ganz knapp vorne (Jubel beim Meindorfer Anhang!). Der nächste Starter war auf der Bühne, da stellten die Rechnerinnen einen Rechenfehler auf einem Wertungsbog fest: statt 9,2 hätte es 9.3 lauten sollen. Das korrigierte Endergebnis für die jungen Aachener wurde mit 45,8 Punkten angesagt (große Freude bei den Aachener Fans). Das vierte Tanzpaar war auf der Bühne: Die Rechnerinnen bemerkten, dass es sich bei der korrigierte Wertung ja um die gestrichene Wertung handelte, dies bedeutete, dass die normale Gesamtwertung bei 44,7 blieb, die Gesamtwertung unter Hinzunahme der gestrichenen aber auf 64,0 stieg. Beide Paare lagen also absolut gleich!

Getreu den Tanzturnier-Richtlinien muss bei Meisterschaften zur Ermittlung des Meisters in einem solchen Fall ein Stechen getanzt werden. In der Aufregung hätte man fast den letzten Starter in der Disziplin Maya Naumann und Marvin Räder (KG Altenkirchen) vergessen, die natürlich nun besonders aufgeregt waren, aber dennoch eine bravourösen Tanz zeigten.

Die Entscheidung bei den Tanzpaaren wurde nun auf ein Stechen vertagt, das nach der Disziplin der Tanzmariechen stattfand. Und auch die Tanzmariechen legten sich mächtig ins Zeug, gingen an ihre Leistungsgrenzen und da gelang es Leonie Roßbach (TV Elz) mit einer Traumnote von 46,1 doch nicht, aufs Siegerpodest zu kommen! Elly Simon (KG Rot-Weiß Meindorf) erreichte mit 46,3 Punkten Platz 2 und Sabrina Carmen Kick (KG Eulenspiegel Aachen) schraubte die Punktzahl mit einer überaus überzeugenden Leistung auf 46,8 Punkte. Doch Jennifer Jager vom TSC Gisingen (47,4 Punkte) ließ den anderen keine Chance!

Beim Stechen werten 8 Wertungsrichter und es wird kein Ergebnis bei der Ermittlung der Gesamtpunktzahl gestrichen. Svenja und Marc hatten die erste Startnummer zugelost bekommen. Das Publikum feierte ihren Tanz und die Jury wertete sie mit 73,6 Punkten. Nun kamen Alicia und Lucas an die Reihe. Das Publikum erkannte kaum Unterschiede und bejubelte auch ihre Darbietung. Es folgte die Wertung der Jury: 73,3 Punkte. Die Meindorfer hatten am Ende die Nase vorne!

Bei den Schautänzen konnten sie Junioren der KG Hadamar ihren „American Trip“ mit dem Titel krönen, ebenso wie die KG Eulenspiegel mit ihren tänzerischen Einblicken ins Wasser oder die Junioren aus Siefersheim mit ihrer Ode an Bella Italia.

Es war schon spät am Abend, als sich alle Junioren-Tänzerinnen und –Tänzer zur Siegerehrung auf der Bühne einfanden, doch das Warten hatte sich gelohnt, hatte man nicht nur alle Tänze mit genießen können, sondern auch eine stimmungsvolle Siegerehrung der feiernden Jugend. Besonders überrascht war Silvia Lindenschmidt von der KG Hadamar, als sie zur Bühne gerufen wurde. Es geschah dies nicht deshalb, weil ihre Gruppe im Schautanz gewonnen hatte, sondern weil die KG Hadamar zum Sieger der RKK-Jahreswertung gekürt wurde. Voraussetzung hierfür ist nicht nur die Teilnahme an mehreren Tanzturnieren und das Erreichen vorderer Plätze, sondern insbesondere auch das Auftreten gegenüber anderen Teilnehmern, den Veranstaltern und der Jury und das Verhalten rund ums Turnier – auch noch bei den Siegerehrungen. TTG-Leiter Volker Huster übergab die Urkunde an die sichtlich gerührte Silvia Lindenschmidt.

Nach der Siegerehrung gab es für viele auf der Bühne kein Halten mehr. Zur Disco-Musik wurde nach dem offiziellen Ausmarsch von den fröhlichen Tänzerinnen und Tänzern noch einige Zeit auf der Bühne ausgelassen getanzt.

Übrigens: Das den ganzen Tag anwesende Kamerateam des Saarländischen Rundfunks war derart von den Leistungen der jungen Tänzerinnen und Tänzer angetan, dass man nicht nur in der Sendung „Sportarena“ am Sonntag-Abend, sondern auch im Landesmagazin am Montag, von den Meisterschaften ausführlich berichtete.

Der zweite Turniertag begann genau so feierlich wie der erste. Hannah Jager vom TSC Gisingen sang live die Nationalhymne und dann begannen die Darbietungen auf der Bühne. Man merkte es den Akteuren an, dass sie sich für diesen Tag äußerst viel vorgenommen hatten und teilweise bis an ihre Leistungsgrenzen gingen. So hatten die Helfer des DRK nach jedem Gruppentanz alle Hände voll zu tun, um dem einen oder anderen Aktiven beizustehen. Das Tanzcorps Altenrather Sandhasen sicherte sich sowohl im gemischten Gardetanz, als auch bei den Damengarden den Titel, wenngleich die Tänzerinnen aus Ranzel es bis auf zwei Zehntel-Punkte fast noch geschafft hätten, die Altenrather Damengarde abzufangen.

Sie haben alles versucht, nie aufgegeben, doch dann mussten sie sich doch der Gesundheit beugen: Patricia Ennenbach und Daniel Groll (TC Altenrather Sandhasen) gingen erstmals nach langer Verletzungspause von Patricia an den Start. Sie legten los, da stimmte die Ausstrahlung und Tanzfreude, doch mitten in der Darbietung mussten sie abbrechen. Tanja Hau und Kai Czaschke, ebenfalls aus Altenrath, hatten die letzte Startnummer der Disziplin. Jetzt wollten sie nicht nur für sich, sondern auch für Patricia und Daniel tanzen. Es war eine wahre Freude sie über die Bühne wirbeln zu sehen und tatsächlich: mit 47,2 Punkten holten sie sich den Titel.

Die Disziplin der Tanzmariechen begann direkt mit einer absoluten Spitzenleistung. Katrin Welke von der KG Germania Materborn schraubte die Wertung auf 46,4 Punkte hoch. Kaum zu glauben, dass es am Ende nicht für einen Treppchenplatz reichte. Mit der Start-Nr. 11 ging Denise Humberg (KC Rot-Blau Niederbreitbach) ins Rennen um den Titel, ertanzte sich mit einer umjubelten Darbietung 47,4 Punkte und setzte sich natürlich an die Spitze des Feldes. Als letzte Starterin stand Jennifer Brücher (TSV Uckerath) bereit um Denise evtl. noch vom Thron zu stoßen. Und sie legte los, entfachte auf der Bühne ein spektakuläres Tanzfeuerwerk, das das Publikum – und auch die RKK-Jury – begeisterte: 48,0 Punkte! Der Jubel kannte keine Grenzen mehr!

Stimmung pur bei den Schautänzen! Hier konnten alle Gruppen von der ersten Minute ihrer Darbietung an überzeugen. Waren doch äußerst kreative und effektvolle Choreographien mit waghalsigen akrobatischen Leistungen in bezaubernden Kostümen die Zutaten für vom Publikum gefeierte Darbietungen. Zwar ist der Konkurrenzkampf um die Meisterschaft gewiss groß, doch kennen sich ja alle Gruppen untereinander und so feuerten sie sich gegenseitig an, sei es durch rhythmisches Klatschen oder auch durch Beifall für besonders gelungene Aktionen. Es war eine großartige Galavorstellung der Schautänzer! In der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle war die Stimmung auf dem Siedepunkt.

Die große Anzahl der Teilnehmer machte eine Teilung der Siegerehrung notwendig. Zunächst wurden die Gardetänzer zur Bühne gebeten. Eine besondere Auszeichnung, verbunden mit dem Dank für die geleistete Arbeit für den Verband, erhielt Patrick Lämmchen, der seine Tätigkeit als Fachreferent im Bereich Gardetanz im RKK beendet hatte. Ebenfalls verabschiedet wurde RKK-Bezirksvorsitzender Bernhard Freidel, der auch als Turnier-Obmann und Wertungsrichter aktiv war. Gesundheitliche Probleme haben ihn zum Verzicht auf die Ehrenämter, die er sehr lange inne hatte, gezwungen. Auf Antrag des TSC Gisingen verlieh RKK-Präsident Peter Müller die neugeschaffene Auszeichnung der „goldenen Verdienstmedaille am Band“ an Anita Schneider.

Die große Schar der feiernden Schautänzer zogen auf die Bühne, die fast überquoll. Es bot sich ein farbenprächtiges Bild der Kostüme und der strahlenden Gesichter derer, die darin steckten.

RKK-Präsident Peter Müller sprach die Schlussworte bevor die Nationalhymne zwei Turniertage abschloss, die vom TSC Gisingen als Ausrichter alles abverlangt hatte, was an organisatorischen Maßnahmen notwendig und wichtig war.