„Das mit dem Atmen beim Tanzen ist blöd!“
Saisonhöhepunkt: Deutsche Meisterschaft
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MÜLHEIM-KÄRLICH. Die Tanzturnier-Saison 2012 erlebte mit der Deutschen Meisterschaft am 5. und 6. November in der Rheinlandhalle Mülheim-Kärlich ihren stimmungsvollen Höhepunkt. Dabei hatten sich die Aktiven für die beiden Tage viel vorgenommen, Sondertraining war vielerorts angesagt und die Vorgaben der Trainer und Betreuer wurden von den Tänzerinnen und Tänzern sehr beherzigt, was nicht immer leicht fiel, wie die (wenn auch nicht so ernst gemeinte) Äußerung von Janina Thiel (HC Obererbach) verdeutlicht: „Das mit dem Atmen beim Tanzen ist blöd!“
Die Mülheimer Karnevalsgesellschafte (MKG) hatte im Vorfeld der Meisterschaften alles so vorbereitet, dass mit dem Öffnen der Türen am frühen Samstagmorgen das Turnier seinen Lauf nehmen konnte. Fast 100 Helferinnen und Helfer waren an beiden Tagen im Einsatz. Die beiden Turnierleiter Winfried Erbar und Marco Ihrlich waren bei ihren Moderationen gut d’rauf: da wurde selbst das – eigentlich viel zu häufig notwendige – Ausrufen eines falsch geparkten Fahrzeugs zur Büttenrede und immer wieder sorgten selbst produzierte Einspieler für Schmunzler, etwa dann wenn ein Helfer zur Musik „ein bisschen Haushalt …“ die Bühne fegte.
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Marco Ihrlich (im Gespräch mit Obfrau Eveline Hohl) und Winfried Erbar hatten den Ablauf fest im Griff |
Das Wetter hatte ein Einsehen mit den Aktiven und so entdeckte man neben der Halle vor der Kita etliche Tänzerinnen und Tänzer, die sich in der Sonne auf ihren Decken aufwärmten und auf den großen Auftritt vorbereiteten. In der Halle indessen war eine gewisse Anspannung schon zu spüren, wollte man doch gerade beim Saisonhöhepunkt, der Deutschen Meisterschaft, die besten Leistungen zeigen. Fast noch aufgeregter erlebte man die Trainer, die Betreuer und ganz besonders die Eltern und Großeltern, die am ersten Turniertag bei den Kindern und Junioren in großer Zahl mit angereist waren. Die Kleinsten selbst – so war der Eindruck – gingen am frühen Morgen da schon etwas unbekümmerter an ihre Aufgabe heran, während die Junioren den „Ernst der Lage“ doch anders „beurteilten“. Nun, die Leistungen auf der Bühne waren äußerst beeindruckend und die Freude war natürlich groß, wenn das Ziel „Meisterschaft“ erreicht wurde. Doch auch über eine gute Platzierung freuten sich die Teilnehmer und die Enttäuschung, dann doch nicht auf dem Treppchen gelandet zu sein, war bei den Aktiven schnell verschwunden.
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Freude vor und bei der Siegerehrung der Kinder-Disziplinen |
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So sehen Sieger aus …! |
Die erste große Siegerehrung war für alle Kinder etwas Besonderes, die Augen leuchteten, wenn der Name des Vereins – bei den Paaren und Solisten ja auch der eigene – aufgerufen wurde. Besonderen Grund zur Freude hatte Adina Leinen vom TSC Gisingen. Erstmals hat eine Tänzerin alle vier Landesmeistertitel (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Saarland) und auch noch den Titel der Deutschen Meisterin ertanzt. „Das ist wie der Grand-Slam-Titel beim Tennis!“, meinte auch RKK-Präsident Peter Müller.
Nach der Mittagspause waren die Junioren an der Reihe. Großes Pech hatten die Tänzerinnen aus Waldalgesheim wegen eines eigenen Fans: Trotz Ansagen, Schilder schon im Foyer, Hinweisen im Programmheft und Ratschläge der Trainer filmte dieser während ihres Tanzes. Fazit, die Gruppe musste disqualifiziert werden und die Enttäuschung war natürlich groß. Aber Regeln sind – gerade bei einer Deutschen Meisterschaft – zu beachten und gelten für alle gleich. Wäre der filmende Fan von einem anderen Verein gewesen, wären die Starter dieses Vereins disqualifiziert worden. Dieser Vorfall blieb der einzige negative Beigeschmack der Meisterschaften.
Schon bei den Gardegruppen merkte man, dass es wohl etliche Trainingseinheiten mehr gegeben haben musste, denn das, was die Tänzerinnen und Tänzer da auf die Bühne zauberten, lies Zuschauer in der inzwischen voll besetzten Halle begeistert Beifall zollen und die RKK-Jury belohnte die Darbietungen mit entsprechenden Noten. Am Ende wurde es dann um den Meistertitel immer recht knapp. Während das Tanzpaar Lena-Marie Zimmermann und Leon Kopac (KG Herdorf) mit einer tollen Bewertung von 46,3 Punkten die Disziplin klar gewannen, reichte diese Traumpunktzahl bei den Junioren-Tanzmariechen „nur“ zum vierten Platz! Hier hatte Janina Sommer vom TV Elz einen tollen Tag erwischt und siegte souverän. Bei den Mädchenschautänzen war die Leistungsdichte so eng, dass am Ende die Junioren des TSV Rhein-Nahe aus Stromberg nur einen Zehntelpunkt vor den Tänzerinnen der „Burg11en“ des CC Weisenau lagen.
Ausgelassene Stimmung herrschte dann bei der Siegerehrung. Es war schön zu sehen, dass die Aktiven sich untereinander bestens verstehen, sei es bei der gemeinsamen Vorbereitung auf den Auftritt, beim Anfeuern während des Tanzes oder beim Feiern bei der Siegerehrung.
Unmutsäußerungen oder Spitzen kommen zwar vor, sind aber Gott sei Dank die Ausnahme und kommen eher vom „Anhang“ als von den Aktiven selbst.
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Fröhliche Tänzerinnen |
Tanzte selbst schon in Mülheim: Julia Klöckner |
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Stromberger Jubel |
Hadamarer Dank an die Trainerin |
„Grand Slam“ für Adina Leinen |
Die Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der CDU, Julia Klöckner, kam so rechtzeitig, dass sie am Nachmittag fast alle Tänze mit verfolgen konnte. Sie verriet bei der Siegerehrung am Abend, dass sie die Bühne in Mülheim-Kärlich bestens kenne: „Als junges Mädchen habe ich mit meinem Verein aus Sunneblum auch schon hier getanzt!“
Eine schöne Geste kam von den Tänzerinnen aus Hadamar, sie hatten das Bedürfnis, ihrer Trainerin Silvia am Mikro einmal „Danke“ zu sagen, klar, dass Winfried Erbar der Bitte nach kam. RKK-Präsident Peter Müller hatte darum gebeten, dass Ihm die Siegerin der Kindermariechen Adina Leinen bei der Siegerehrung mithelfe. Diese freute sich und tat dies natürlich gerne. Nicht ahnen konnte sie jedoch, dass ihr der neu geschaffene „RKK-Grand-Slam“-Pokal verliehen wurde. Diesen Wanderpokal erhält derjenige (Solist, Paar oder Gruppe), der in einem Jahr alle RKK-Landesmeistertitel und den Deutschen Meistertitel gewinnt. In diesem Jahr ist dies erstmals geschehen und Adina Leinen ist die erste Preisträgerin.
So, wie er begonnen hatte, mit der Nationalhymne, klang der erste lange Turniertag aus. Für die Aktiven der MKG bedeutete dies allerdings noch kein Turnierende: sie hatten alle Hände voll zu tun, die Garderoben zu säubern und den Saal für den nächsten Tag wieder herzurichten. Dass die überglücklichen Kinder und Junioren sämtliche Deutschlandfähnchen der Tischdeko entführt hatten, wurde mit Humor getragen.
Der Beginn des zweiten Meisterschaftstages lies noch nicht erahnen, dass man mittags Kasse und Tür wegen „Überfüllung“ der Halle schließen mussten, denn einige reservierte Tische waren beim Abspielen der Nationalhymne noch unbesetzt. Dies änderte sich allerdings schnell und so herrschte eine wahrhaft meisterliche Stimmung in der Rheinlandhalle. Die Gardegruppen der Altenrather Sandhasen waren topfit und siegten sowohl in der Disziplin der gemischten Garden als auch in der Disziplin der Damengarden. Mit großer Spannung verfolgten die Zuschauer die Darbietungen der Tanzpaare. Hochleistungsport pur! Selbst das „Fachpublikum“ konnte nicht vorhersagen, welche Aktive denn die Favoriten seien, denn die Leistungen aller Paare waren schon im Vorfeld Spitze. Die Tagesform würde entscheiden, hörte man überall an den Tischen der Vereine. Hochmotiviert gingen alle an den Start. Man sah tolle Tanzpassagen, atemberaubende Hebungen, synchrone Räder – aber auch klitzekleine Fehler bei fast allen Paaren. Das junge Tanzpaar Alina van Hasselt und Chris Lausberg von der KG Eulenspiegel wuchs an diesem Tag über sich hinaus. Sie zählten im Vorfeld nicht so zum großen engeren Favoritenkreis und tanzten sich – offenbar ganz unbeschwert – zum Vizemeistertitel an vielen „Großen“ vorbei! Da war die Freude über einen Doppelsieg in Aachen natürlich groß, denn Janina Römkens und Sandro Gallazini, ebenfalls von den „Eulen“ holten sich den Meistertitel.
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Alina und Chris |
Janine und Sandro |
Denise Humberg (Niederbreitbach) galt als die große Anwärterin auf den Titel der Deutschen Meisterin der Tanzmariechen, doch würde sie die Nerven behalten? Bereits als dritte Starterin entfachte sie ein tänzerisches Feuerwerk auf der Bühne, das ihre Leichtigkeit, Grazie und Klasse zeigte. Ihre Traumnote von 48,3 setzte die Messlatte für alle unerreichbar hoch an. Auch Katrin Welke (Materborn) fand topfit zu ihrer Klasse zurück, spritzig und scheinbar schwerelos wirbelte sie über die Bühne und ihre Körpersprache lies die Funken überspringen aufs Publikum: Vize-Meisterin!
Inzwischen ging nichts mehr im Saal, alle Sitzplätze waren belegt, in den Seitengängen standen Zuschauer und die Aktiven hatten die Empore fest im Griff. Die Schautanzdisziplinen wurden mit Spannung erwartet. Die Tänze waren von den Landesmeisterschaften her schon bekannt und so freuten sich Aktive und Publikum ebenso auf die abwechslungsreichen Darbietungen. Der Geräuschpegel stieg beim Aufrufen der einzelnen Gruppe heftig an, man jubelte sich zu, fieberte mit und beklatschte gelungene Aktionen auf der Bühne. Die Motoren heulten laut auf beim Tanz der Tanzgruppe ZOOM des SCC Sprendlingen „Sound of speed“, die Sirenen heulten beim „Experiment“ der KG Eulenspiegel Aachen und das Blaulicht zuckte bei der „Mixed-Generation-Police“ der KG Kornblumenblau Eich. Der TSV Wonsheim geriet „Out of control“ und die Piraten der 1. DTG Neuwied eroberten die Caribic. Tolle gemischte Schautanze!
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Wir fiebern alle mit und drücken die Daumen! |
Die Ideenvielfalt der Choreographen schien unendlich: Das Leben auf der Erde begann bei den Tänzerinnen der Gruppe ZODIACS des SCC Sprendlingen mit ihrer Darbietung „Transformation of earth“ und die Dance Society Alzey verhalf der Sonne zum Sieg mit ihren „Kriegerinnen des Lichts“. Bei der Tanzgruppe Eich der KG Kornblumenblau Eich bebte sogar der Kremel. Sindbad aus Waldenrath eroberte den Orient und die Dance-Factory aus Kaden wagte sich in den „Zauberwald“. Mal „Crazy“, mal als Engel oder ganz im Freestyle, dem Publikum wurde etwas geboten!
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Die Polizistinnen und Polizisten der Magic Dancers Remagen hatten am Ende nicht nur die Bösewichte sicher verwahrt, sondern auch die Disziplin der Schaudarbietungen gewonnen. Die Themen der Darbietungen reichten vom Casino Las Vegas über die Diamantenjagt durch Tarzan‘s Urwald bis hin zu dunklen Träumen in Chicago.
Die Siegerehrung stand an und da hatte Tanzturnier-Geschäftsstellenleiter Volker Huster seinen „großen Auftritt“. Er hatte die Ehre, den Verein auszuzeichnen, der als „Sieger in der Jahreswertung“ ermittelt wurde. Als „RKK-Tanzgruppe des Jahre“, so wird landläufig die Auszeichnung genannt, wurde der SV 1911 Elz geehrt. Aktive, Trainer und Betreuer waren völlig überrascht.
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SV 1911 Elz: Tanzgruppe des Jahres! |
Die Bühne reichte nicht aus, um die große Zahl der Aktiven zusammen aufzunehmen und so wurden zunächst die Gardedisziplinen aufgerufen und dann die Schautanzdisziplinen. Singend kamen sie zur Bühne, die Aktiven, sie feierten sich selbst und die Mitbewerber, ein fröhliches „Gewusel“ auf der Bühne und wie wir aus sicheren Quellen erfahren haben, wurde bei der Heimfahrt in den Bussen noch kräftig weitergefeiert.
Zum Schluss übergab die MKG Mülheim-Kärlich die RKK-Fahne als Symbol an die Ausrichter der 7. Deutschen Meisterschaften 2012, den TSC Gisingen. „Wir sehen uns dann alle in Merzig wieder“, schloss RKK-Präsident Peter Müller die zwei Turniertage, die es in sich hatten und wahrlich eine Werbung für den Gardetanzsport waren.
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Auf Wiedersehen 2012 in Merzig-Brotdorf |
In unserem Bilderalbum finden Sie viele Bilder der Veranstaltung von Helmut Hohl und Dirk Fetting. Hier finden sie die Siegerliste. (die Red.)