Interview mit Roger Lewentz



Das Interview führte Frank Ackermann


Bitte beachten Sie, dass der von Ihnen aufgerufene Artikel aus unserem Archiv stammt. Er könnte daher nicht mehr aktuelle Informationen enthalten. Der Artikel gehörte vom 15.08.2016 bis zum 20.10.2016 zu den aktuellen Seiten unserer Webpräsenz.

1. Wie ist der Stellenwert des Ehrenamtes in Rheinland-Pfalz?


Roger Lewentz


Rheinland-Pfalz kann absolut als das Land des ehrenamtlichen Engagements bezeichnet werden. Auf 10.000 Einwohner kommen bei uns 91 Vereine. Diese Zahl spricht nicht nur für sich, sondern unterstreicht zugleich die hohe Bedeutung, die das Ehrenamt seitens der Landesregierung genießt.


 Gerade angesichts der derzeit großen Herausforderungen wird deutlich: Die Qualität des Zusammenlebens in unserem Land hängt entscheidend davon ab, ob Menschen bereit sind, mit freiwilligem und darüber hinaus noch unbezahltem Engagement an der Gestaltung unseres Landes tatkräftig mitzuwirken.


Die Landesregierung hat daher in den jüngst zurückliegenden Jahren die Rahmenbedingungen für das Ehrenamt weiter verbessert. Sie hat einen Beauftragten für ehrenamtliches Engagement berufen, um die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu ermuntern, sich zu engagieren und ihnen weitere Möglichkeiten des Engagements zu eröffnen. Mit hohen dreistelligen Millionenbeträgen jährlich schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass sich Ehrenamt und Freiwilligenengagement entfalten können. Die dauerhafte Förderung von Organisationen und Verbänden gehört ebenso dazu wie die Förderung von Räumen, Anlagen und technischem Gerät oder Qualifizierungsmaßnahmen für die ehrenamtliche Tätigkeit. Zur Ehrenamtsförderung gehören beispielsweise neben dem Feuerwehrwesen auch der Sport oder die Kultur – den Bereichen, in denen die meisten dem RKK angeschlossenen Vereine tätig sind.


Viele Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer engagieren sich derzeit aber auch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. Durch unterschiedlichste Projekte, Angebote und Unterstützungsleistungen tragen sie dazu bei, die zu uns kommenden Menschen in ihrer schwierigen Situation zu helfen und zeigen ihnen damit, dass sie bei uns willkommen sind und unsere Solidarität haben. Ehrenamtliches Engagement ist in unserem schönen Land nicht wegzudenken!


Die Landesregierung hat als kleines „Dankeschön“ die landesweite Ehrenamtskarte eingeführt. Mit der Ehrenamtskarte möchte das Land gemeinsam mit den teilnehmenden Kommunen besonders engagierten Bürgern und Bürgerinnen danken und ihnen die Wertschätzung zukommen lassen, die sie verdienen. 1,7 Mio. Bürgerinnen und Bürger leben in den 50 Kommunen, die sich dem Projekt bereits angeschlossen haben. Somit könnten bereits 43 Prozent aller Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen eine Ehrenamtskarte beantragen, wenn die Voraussetzungen vorliegen. Die Karteninhaber und Karteninhaberinnen könnten sie im ganzen Land für mittlerweile schon 255 Vergünstigungen, die das Land, die teilnehmenden Kommunen sowie Partner aus der Wirtschaft dafür zur Verfügung stellen, nutzen.


2. Wie viele ehrenamtlich Engagierte gibt es in Rheinland-Pfalz?


1,5 Mio. unserer Bürgerinnen und Bürger über 14 Jahren bringen sich über alle Altersgruppen hinweg und in den unterschiedlichsten Bereichen freiwillig und ehrenamtlich zum Wohle der Gesellschaft ein. Das sind 41 % der Menschen in unserem Land, womit wir Spitze im Ländervergleich sind. Und wir haben noch mehr Potenzial: Jeder Dritte ist bereit, erstmals ein Ehrenamt auszuüben oder ein weiteres zu übernehmen.


3. Was halten Sie – Herr Innenminister – davon, die ehrenamtlich Engagierten mit einer „Vergünstigung“, wie z. B. einem Rentenpunkt mehr in der Sozialversicherung oder steuerlich, für ihre Arbeit zu belohnen? Dies gilt nicht nur für im Karneval engagierte, sondern für alle.


Ich halte die von Herrn Mayer, unserem RKK-Präsidenten, auf den Weg gebrachte Initiative, Wege zur spürbaren Anerkennung des Ehrenamtes zu suchen, grundsätzlich für richtig. Der eingeschlagene Weg auf die Bundesebene, wo solche Fragen entschieden werden, ist jedoch leider sehr schwierig. Herr Mayer beweist aber mit seiner Idee, dass er das richtige Gespür für das Ehrenamt – und zwar weit über den Karneval hinaus – besitzt. Das spricht absolut für ihn. Daher unterstütze ich grundsätzlich die Initiative des RKK, wenngleich Veränderungen am Renten-System einzig und allein auf der Bundesebene bewegt werden können und das vor allem das Bohren sehr, sehr dicker Bretter bedeutet.