Karnevalisten wollen bei Steuern mehr Gerechtigkeit



Dachverband möchte für Vereine erreichen, dass Beiträge künftig absetzbar sind – Erstes Gespräch in Berlin


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Koblenz/Region. Auch bei gemeinnützigen Vereinen, die sich der Brauchtumspflege verpflichtet haben, sollten die Beiträge steuerlich absetzbar sein. Mit dieser Forderung sorgen die Rheinischen Karnevals-Korporationen (RKK) für Aufsehen. Der Dachverband für rund 1400 Gesellschaften ist bundesweit aktiv, hat aber auch einen Schwerpunkt in der Eifelregion. Der Vorstand verweist auf ein erstes Gespräch im Berliner Finanzministerium. Der Vorstoß zeigt: Der Verband meint seine Ankündigung, politischer und selbst ein besserer Dienstleister zu werden, offenbar sehr ernst.


Nachdem die RKK gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Ko¬blenzer Karneval (AKK) eine landesweite Lösung für ältere Fahr¬zeuge erreicht hat, deren Einsatz. bei Festzügen vorübergehend sogar vor dem Aus stand, sieht Hans Mayer nun eine weitere Möglichkeit, die Vereine zu unterstützen. Für den RKK-Präsidenten ist schon lange die Zeit der klaren Worte gekommen. Er weiß: Die hohen Mehrwertsteuer-Nachzahlungen der jüngeren Vergangenheit (19 statt 7 Prozent) stoßen vielen Akteuren noch immer über auf – und so mancher Verein ist darüber sogar in eine starke finanzielle Schieflage geraten.


Vor diesem Hintergrund will der Verband Anreize schaffen, um di allgemeine Akzeptanz zu erhöhen und neue Dauerförderer zu gewinnen. Profiteure wären dann vor allem diejenigen, die gleich in mehreren Vereinen Mitglied sind. „Das läppert sich“, ist Hans Mayer überzeugt. Denn die meisten Jahresbeiträge bewegen sich zwar unter der 30-Euro-Marke. Doch weil viele Mitglieder in mehreren Korporationen sind, kommt in der Summe einiges zustande.


Die Vereine und Ihre Dachverbände
Die Vereine und Ihre Dachverbände leisten viel für die Gesellschaft,

so auch beim Sessionsauftakt auf dem Münzplatz.
Foto: Kallenbach (Archiv)


 


Aktuell ist es so, dass nur Einmalspenden steuerlich absetzbar sind, geregelte Beiträge jedoch nicht. Bei anderen Vereinen, die sich beispielsweise karitativen Aufgaben, der Denkmalpflege oder der Gedenkarbeit verschrieben haben, ist das anders, hier konnten Monats- oder Jahresbeiträge oft schon immer steuerlich geltend gemacht werden. Nicht nur aus Sicht von Hans Mayer ist diese Ungleichbehandlung ungerecht. Und so weisen die RKK immer wieder darauf hin, dass die Karnevalsvereine auch viel für die Gesamtgesellschaft leisten -und das nicht nur, weil das närrische Treiben schon längst zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist. Viele Narren engagieren sich sozial, zum Beispiel in der Seniorenhilfe, und ihre Vereine holen Kinder und Jugendliche von der Straße und leisten echte Integrationsarbeit.


Sollte der Vorstoß der RKK Erfolg haben, wären die Folgen gravierend, denn es würden wohl auch Vereine profitieren, die ihren Schwerpunkt eben nicht im Karneval haben. Auch wenn das Ergebnis des Vorstoßes noch offen ist, haben die RKK bereits eine eigene Vorgabe erreicht: Sie wollen sich stärker als •Denkfabrik• und Dienstleister für die Vereine positionieren, was in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall war. Jetzt wollen Hans Mayer und seine Mitstreiter für frischen Wind sorgen. Bereits am 29. August wurde den RKK-Delegierten bei ihrer Versammlung in Höhr-Grenzhausen der Entwurf einer umfassenden Satzungsänderung präsentiert, der mit großer Mehrheit angenommen wurde. Damit ging eine fast sechsjährige Vorbereitungszeit zu Ende. Die RKK-Satzung wurde von bisher 72 auf 16 Seiten „geschrumpft“. Hauptergebnis: Die Führung des Verbands wird deutlich gestrafft. So gibt es das 40-köpfige Präsidium nicht mehr, zu dessen Mitgliedern zum Beispiel die Bezirksvorsitzenden gehörten. Diese gehören nun als Delegierte einem Beirat an. Aus dessen Mitte werden zwei Sprecher gewählt, die bei jeder Vorstandssitzung dabei sind. Das heißt: Die Bezirke werden weiterhin in der RKK-Spitze vertreten sein. Hans Mayer hofft nun, dass die Verbandsarbeit effektiver und die Beteiligung an den Sitzungen besser ist, weil diejenigen, die nicht in der Fläche aktiv sein wollen, sich auf ihre Bezirke konzentrieren können und nicht wie früher automatisch dabei sind. Mit seiner Reform will der Verband auch die Basisarbeit verbessern: Mitglieder müssen nicht mehr den Umweg über die Bezirke gehen, sondern können sich direkt an den Verband wenden. Die neue Satzung wird in Kraft treten, wenn das Amtsgericht zugestimmt hat.